• Inhaltsverzeichnis

  • Ein starkes Immunsystem braucht Balance, nicht Dauer-Aktivierung – entscheidend ist das Zusammenspiel aller Abwehrmechanismen.

  • Pflanzliche Präparate wie Echinacea oder Holunder können kurzfristig unterstützen, wirken jedoch nur auf Teile des Immunsystems.

  • Flüssige Mikronährstoffpräparate mit Vitaminen, Spurenelementen und Pflanzenstoffen fördern alle Ebenen der Immunfunktion – vorausgesetzt, sie sind hochwertig und natürlich zusammengesetzt.

  • Smoothies oder Shots liefern Nährstoffe, sind aber oft zuckerreich und ungleichmäßig dosiert – eher Ergänzung als Ersatz.

  • Tabletten und Pulver enthalten häufig synthetische Stoffe und Zusatzmittel; ihre Wirksamkeit auf die Immunfunktion ist meist begrenzt.

Unser Immunsystem ist das Schutzschild unseres Körpers. Es verteidigt uns gegen Krankheitserreger und andere schädliche Einflüsse. 

Man kann sich seine Arbeitsweise wie ein Team vorstellen, das sowohl ein Gaspedal (aktivierende Teile) als auch eine Bremse (bremsende Teile) hat. 

Beide sind überlebenswichtig: 

  • Das Gaspedal startet die Abwehrreaktion gegen Eindringlinge. 

  • Die Bremse beendet diese Reaktion wieder, sobald die Gefahr gebannt ist.

Ein gesundes Immunsystem braucht also eine perfekte Balance. Es gleicht eher einem Tauziehen als einem Wettrennen, bei dem es nur um Stärke geht. Genau hier entstehen viele Missverständnisse rund um das „Stärken“ des Immunsystems. 

Im Folgenden analysieren und bewerten wir, welche Produkte zur Immunstärkung wirklich sinnvoll sind. Zunächst benötigen wir allerdings noch eine kurze Übersicht über die einzelnen Teile des Immunsystems: 

1. Angeborene Abwehr (Unspezifisch) 

  • Funktion: Sofortiger, allgemeiner Schutz. 

  • Komponenten:

  • Mechanische Barrieren: Haut, Schleimhäute. 

  • Zelluläre Abwehr: Bestimmte Immunzellen, die Eindringlinge schnell erkennen und angreifen.

2. Adaptive Abwehr (Spezifisch) 

  • Funktion: Gezielte und sehr genaue Reaktion, die ein “Gedächtnis” entwickelt. 

  • Reaktionszeit: Benötigt länger als die angeborene Abwehr. 

  • Hauptakteure:

  • T-Zellen: Zerstören infizierte Körperzellen und koordinieren die Immunantwort. 

  • B-Zellen: Produzieren passgenaue Antikörper zur Neutralisierung von Krankheitserregern.

Kommunikation im System 

  • Signalstoffe: Die Kommunikation zwischen den Immunzellen erfolgt über Botenstoffe, die Zytokine

  • Zweck: 

  • Koordination der Abwehrreaktion. 

  • Regulierung und Beendigung der Immunantwort.

Das Zusammenspiel dieser Komponenten macht das Immunsystem zu einem hocheffizienten Netzwerk zum Schutz des Körpers.  

Wichtig: nur wenn alle Teile des Immunsystems optimal arbeiten, kann es seine wichtige Arbeit jeden Tag perfekt erledigen. 

Im folgenden möchte ich einige Produktgruppen und einzelne Produkte kritisch beleuchten, die mit den Attribut „Immunstärkend“ beworben werden. 

1. Kräuter und pflanzliche Präparate

  • Sonnenhut (Echinacea),  

  • Zistrose (Cistus incanus),  

  • Schwarzer Holunder (Sambucus nigra),  

  • Hagebutte (Rosa canina),  

  • Ginseng (Panax ginseng),  

  • Tragant (Astragalus membranaceus)

Sie haben alle einzeln oder in Kombination eingenommen (z.B. Esberitox) nachgewiesene immunstärkende Eigenschaften. Sie wirken am besten am Beginn einer Erkältung oder auch Vorbeugend.  

Fazit: Allerdings wirken diese pflanzlichen Präparate nicht auf das gesamte Immunsystem, sie wirken alle nur auf den angeborenen Teil des Immunsystems. 

2. Flüssige, natürliche Mikronährstoffpräparate

Wenn man die wissenschaftliche Literatur genau analysiert, sind natürliche, komplexe Mikronährstoffeprodukte (z.B. LaVita) in flüssiger Form die beste Möglichkeit, das Immunsystem in seiner Gänze zu optimieren. 

Vitamine, Spurenelemente und sekundäre Pflanzenstoffe sind wichtig für die Funktion der Haut- und Schleimhautbarriere.1 Außerdem optimieren sie die Funktion der Immunzellen des angeborenen Immunsystems.2 

Zudem ist nachgewiesen, dass die Kombination natürlicher Mikronährstoffe auch die adaptive Immunantwort fördert. Die Bildung von gezielten Antikörpern wird beschleunigt3 und die Entstehung von Gedächtniszellen wird verbessert.4 Sie werden außerdem zur Kommunikation im Immunsystem benötigt.5 

Fazit: komplexe, natürliche Mikronährstoffpräparate sind der beste Weg, das Immunsystem ganzheitlich zu verbessern. Sie wirken sowohl vorbeugend als auch bei akuten Erkrankungen wie Infekten. Auch für chronische Erkrankungen des Immunsystems wie Allergien und Autoimmunerkrankungen ist eine komplexe Mikronährstoffergänzung hilfreich. 

3. Smoothies, Shots 

Sie wirken ebenfalls stärkend auf das gesamte Immunsystem, allerdings haben sie den Nachteil, dass der Gehalt an Mikronährstoffen nicht konstant und meist auch nicht hoch genug ist, um einen dauerhaften Effekt zu gewährleisten.6 Zudem ist der Gehalt an Zucker vor allem in kommerziellen Produkten oft sehr hoch.7 

Fazit: Die wissenschaftliche und verbraucherschutzorientierte Meinung ist klar: Ein Supermarkt-Smoothie oder Immun-Shot ist in der Regel besser als eine Limonade, aber kein adäquater Ersatz für ein gutes Mikronährstoff-Produkt. Man sollte diese Produkte eher als Genussmittel betrachten anstatt als Gesundheitsprodukte. 

4. Vitaminpillen und -pulver 

Weit über 90 % der auf dem Markt befindlichen Vitaminpillen oder Mikronährstoff-Pulver enthalten überwiegend synthetische Mikronährstoffe oder die natürlichen Inhaltsstoffe sind bei der Verarbeitung soweit verloren gegangen, dass diese Produkte kaum messbare Wirkungen auf das Immunsystem haben. (Beispiele: Orthomol, Centrum, Juice plus). 

Zusätzlich enthalten diese Produkte oft zahlreiche Füllstoffe und Rieselhilfen, die eher schädlich für das Immunsystem sind. U.a. wurden Veränderungen der Darmflora beobachtet, die sich negativ auf das Immunsystem auswirken. 

Fazit: Auch wenn diese Produkte oft billiger sind als komplexe, natürliche Mikronährstoffkonzentrate ist Ihre gesundheitliche Wirkung gering bis nicht vorhanden.  

ProduktgruppeVorteileNachteile
Pflanzliche Präparate (Echinacea, Holunder u. a.)Natürlich, gut verträglich, kurzfristige Unterstützung des angeborenen ImmunsystemsWirken nur auf Teilbereiche, begrenzte Evidenz bei langfristiger Anwendung
Flüssige MikronährstoffpräparateGanzheitliche Versorgung mit Vitaminen, Spurenelementen und Pflanzenstoffen; gute Bioverfügbarkeit; alltagstauglichQualität und Zusammensetzung stark abhängig vom Hersteller, höhere Kosten möglich
Smoothies & ShotsGeschmacklich angenehm, enthalten natürliche NährstoffeUneinheitlicher Nährstoffgehalt, oft hoher Zuckergehalt, keine konstante Wirkung
Vitaminpillen & PulverGünstig, einfach dosierbar, lange haltbarHäufig synthetisch, Zusatzstoffe möglich, begrenzte Wirkung auf die Immunfunktion

1 Mora, J. R. et al. (2008) “Vitamin A and the immune function” in Nature Reviews Immunology

2 R. S. Prasad et al. (2010) Zinc supplementation modulates oxidative stress and immune function in healthy adults“ in Journal of Nutrition 

3 Mikkelsen, K. et al. (2016). The Effects of Vitamin B in the Immune System. In: Molecules. 

4 Hoffmann, P. R., & Berry, M. J. (2008). The influence of selenium on immune responses. In: Molecular Nutrition & Food Research.

5 Aranow, C. (2011). Vitamin D and the Immune System. In: Journal of Investigative Medicine.  

6 Rodríguez-Roque, M. J., et al. (2013). “Pasteurization of an orange juice–milk beverage: A comparative study of ultra-high-pressure homogenization, and conventional thermal processing.” In: Food Control, 31(2), pp. 482-489. 

7 Hashemi, Z., et al. (2019). “The effects of consuming fruit and vegetable smoothies on blood pressure in adults: a systematic review and meta-analysis.” In: Journal of Human Hypertension, 33, pp. 537–549.